Journal 21 (Switzerland): Die Stille der Inspiration

by Stephan Wehowski
March 29, 2022

Die Vielzahl der Bilder erzeugt allgegenwärtigen optischen Lärm. Der Fotograf Mat Hennek schirmt sich gegen diesen Einfluss ab. Er sucht in der Natur, aber auch in Städten, nach Formen und Mustern, die sich erst in der Stille offenbaren. Im Inneren ahnt er, wonach er sucht. Er geht einen spiritueller Weg.

Im Göttinger Steidl Verlag sind bislang zwei Bände von Mat Hennek erschienen: «Woodlands» 2017 und «Silent Cities» 2020. Als ich Hennek bitte, für unser Gespräch als Ausgangspunkt ein Bild auszusuchen, wählt er zu meiner Überraschung «Chiemsee» von 2003, das in keinem der beiden Bände enthalten ist. Dieses Bild unterscheidet sich auch kompositorisch von den Fotos bei Steidl, aber Mat Hennek kann daran gut erklären, was ihn nun schon seit längerer Zeit bewegt:

Der Chiemsee ist ein gängiges fotografisches Motiv, und wenn er an den Chiemsee dachte, blitzten immer diese allseits bekannten Bilder auf. Er fragte sich aber, wie es ihm gelingen könne, in einem Bild das zum Ausdruck zu bringen, was er ganz persönlich beim Chiemsee empfindet. Das ist ihm über mehrere Jahre nicht gelungen. Eines Tages hat er seinen Vater, der am Chiemsee wohnte, gefragt, ob er nicht einen Standort kenne, von dem aus sich zeige, was sie beide beim Chiemsee empfinden. Nach vielen weiteren vergeblichen Versuchen gab es diesen frühen Morgen, an dem sich alles fügte. (…)

View the full article online or download PDF (8MB)